Ferdinand von Saar (1833–1906), der fabelhafte Chronist des schleichenden Niedergangs der k.-u.-k. Monarchie, ist der ewige Vergessene zwischen der Generation der Klassiker Grillparzer und Stifter und den Schriftstellern der Wiener Moderne, denen er erzählerisch den Weg ebnete – Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal schätzten ihn sehr. In verarmtem Kleinadel geboren, trat der junge von Saar aus finanziellen Gründen in die Armee ein. Nach elf Jahren quittierte er den Dienst, um als Dichter und Dramatiker zu reüssieren, war jedoch jahrelang geplagt von Geldnöten und abhängig von adligen Gönnerinnen. Bekannt wurde er erst spät, vor allem durch seine Novellen, die von Melancholie und Nostalgie durchdrungen sind. Endlich materiell abgesichert war sein Lebensabend durch den Freitod seiner Frau und schwere gesundheitliche Leiden überschattet. Am 24. Juli 1906 erschoss sich Ferdinand von Saar mit einem kleinen, verrosteten Militärrevolver, den der Leutnant a. D. sein Leben lang aufbewahrt hatte.